Transzendentale Meditation - Effektivität + Effizienz

Die folgenden Studien beschäftigen sich nicht alleine mit der bereits vielfältig bewiesenen Wirksamkeit der TM, sondern vor allem damit, wie wirksam die TM im Vergleich mit anderen Meditations- und Relaxationstechniken ist. Hier geht es um Wirksamkeit unter dem Aspekt der methodischen Einfachheit, der Voraussetzungslosigkeit, der Anstrengungslosigkeit und der Ökonomie.

6.3 Metaanalysen

der ultimative Vergleich....

Bei einer Meta-Analyse werden einzelne charakteristische Untersuchungsvariablen kodiert (z.B. Behandlungsart, Alter der Versuchspersonen, geschlechtsspezifische Verteilung, Dauer und Regelmäßigkeit der Behandlung, Art des experimentellen Designs, Variablen, drop-out-Quote, untersuchte alternative Behandlungsverfahren, Stichprobenumfang, Effektgröße). Danach werden die Ergebnisse einzelner Arbeiten in einen „standardisierten Wert“ transformiert, der ein quantitatives Maß für die Richtung und das Ausmaß des jeweiligen Behandlungseffektes darstellt. Schließlich erfolgt bei der Meta-Analyse eine multivariate statistische Datenanalyse, um Trends und den Ausprägungsgrad der verschiedenen Ergebnisse zu untersuchen.

Vergleichende Meditationsforschung:

“And the winner is ....”

Bei Ferguson (1981) gingen insgesamt 51 psychologische Meditationsuntersuchungen mit den Scriptoren „Meditation“, „Yoga“, „ZEN“, „Relaxation“ (Techniken, Therapien) und „Bewusstsein“ in die Datenanalyse ein, davon 37 Arbeiten zur TM-Technik, die übrigen 14 zu anderen kognitiven Meditationsverfahren, mit 404 Behandlungseffekten und 9470 Versuchspersonen. Es wurden nur Untersuchungen berücksichtigt, in denen standardisierte oder validierte und von Experten konstruierte Testinstrumente Verwendung fanden, die der Messung affektiver Konstrukte dienten. Als wesentliche Befunde können festgehalten werden:

Die Analyse der Daten für die einzelnen Meditationstechniken ergab für die TM-Technik eine durchschnittliche Effektgröße von .68, während die mittleren Effekte für alle anderen Meditationstechniken wie Zen-Meditation, Entspannungsverfahren, imitative-TM-Techniken und andere Meditationsverfahren zusammen .30 betrugen. Die Behandlungseffekte des TM-Programms auf psychologische Variablen waren damit deutlich ausgeprägter als bei allen Meditationsformen, woraus Ferguson schließt, dass das TM–Programm die größten Behandlungseffekte im Vergleich zu den anderen Meditationstechniken hervorruft.

Ferguson: Effektstärken verschiedener Meditationsformen

Die meta-analytische Untersuchung der psychologischen Effekte der TM-Technik erbrachte relativ konsistente und ausgeprägte Behandlungseffekte sowohl hinsichtlich „positiver“ als auch „negativer“ Persönlichkeitsmerkmale. Die Effektgröße betrug für Angstvariablen .81, und .70 für Selbstkonzept- und andere Persönlichkeitsdimensionen. Das Ausmaß an Behandlungseffekten unterschied sich zwischen kontrollierten und weniger gut kontrollierten Studien nur unwesentlich. Aus den Befunden läßt sich u.a. ableiten, dass die Effekte der TM-Technik auf psychologische Dimensionen mit zunehmender Meditationsdauer ausgeprägter zu sein scheinen (= kumulative Effekte), während von zunehmendem Alter und größer werdenden Stichproben an die Wirkungen weniger ausgeprägt sind. Außerdem weisen die Befunde von Ferguson darauf hin, dass – wenn die interne Validität des Designs einer Untersuchung zunimmt – die Behandlungseffekte abnehmen, d.h. mit zunehmender Kontrolliertheit (Genauigkeit) des experimentellen Designs nimmt das Ausmaß an Testwertänderung ab.

Die Daten ließen Ferguson vermuten, dass die TM-Technik in der Lage ist, einen um den Nettoeffekt 0.4 größeren Behandlungseffekt als beim zweimal täglichen Sitzen mit Relaxationsübungen zu erzeugen, deren Techniken einen Effekt von 0.3, also etwa in Höhe des Placebo-Effektes, produzierten. TM erzielte einen entscheidend größeren psychologischen Behandlungseffekt als die Effekte von Relaxationsverfahren oder von TM-Imitaten.

Ferguson sieht in den enthaltenen klinischen Studien eine Stüzung der Hypothese, dass die TM hilfreich in der Behandlung psychiatrischer (klinischer) Patienten sei. Er unterstreicht, dass seine Resultate nicht die Ansicht stützen, dass die TM-Effekte sich bei Klienten reduzierter seelischer Gesundheit verringern. Im Gegenteil lassen die Ergebnisse vermuten, dass Stichproben mit unterdurchschnittlichem Gesundheitszustand die TM Behandlungsresultate nicht negativ beeinflussten.

Eppley et al. (1989) führten eine umfassende Meta-Analyse der Effektivität verschiedener Relaxationsmethoden in der Reduktion von Angst durch, in der sie die Daten von 109 Studien berücksichtigten: 22 Untersuchungen über Progressive Relaxation (PR), 70 über Transzendentale Meditation, 17 über EMG Biofeedback. Die Benson-Technik (Relaxation response) war in den Studien 12 mal vertreten.

Eppley et al.: Effektstärken verschiedener Entspannungstechniken in der Angsttherapie

Die Ergebnisse waren bei den meisten Relaxationsmethoden ähnlich außer für die TM-Meditation, die einen signifikant größeren – etwa zweimal so großen – Effekt im Vergleich mit den anderen Entspannungs- (Progressive Muskelrelaxation PMR, die Benson-Technik, EMG-Biofeedback) oder Meditationstechniken (Mantra-Meditation) hervorrief. Die Autoren führen dies auf den geringeren Grad von Aufwand in der TM zurück. Konzentrative Meditationsmethoden hatten einen signifikant geringeren Effekt als Progressive Relaxation.

Außer der bereits weiter oben referierten Meta-Analyse 31 physiologischer Artikel über den Unterschied zwischen Meditationszustand und einfacher Ruhe von Dillbeck und Mitarbeitern veröffentlichten er und Abrams im selben Jahr (1987) eine weitere meta-analytische Studie von 8 Untersuchungen in Strafvollzugsanstalten. Auch Alexander und Coautoren veröffentlichten außer seiner oben in Antwort auf Holmes skizzierten Meta-Analyse im Jahr 1987) noch einen Review-Artikel zum Unterschied zwischen dem vierten Hauptbewusstseinszustand und Wachen, Träumen, Schlafen. 

Schließlich erschienen in den neunziger Jahren zwei weitere meta-analytische Veröffentlichungen von Alexander und Mitarbeitern (1991) und von Orme-Johnson und Walton (1998). 

Im erstgenannten Artikel (Alexander et al.) gehen die Autoren ausführlich auf die von Maslow postulierten Zusammenhänge zwischen „peak experiences“, self actualization und Gesundheit ein. Sie präsentieren dort ein Entwicklungsmodell, das die gesamte Lebensspanne umfasst – also nicht nur die Zeit bis zur Adoleszenz. Sie führen aus, dass regelmäßige Transzendenz-Erfahrung (savikalpa Samadhi), wie sie beispielsweise durch die TM kultiviert wird, Selbstverwirklichung – die volle Entwicklung des individuellen Selbst – fördert, indem sie die Entwicklung stabiler höherer Bewusstseinszustände des transzendentalen (in Europa: „Transpersonalen“, d. Verf.) höheren Selbst weit jenseits des gewöhnlichen Endpunktes menschlicher Entwicklung anstrebt. Überprüfbare Voraussagen, die aus dem dargestellten Modell abgeleitet werden können, sind:

1. Transzendentale Erfahrungen werden distinkte psychophysiologische Korrelate aufweisen. Systematische Kultivierung dieser Erfahrungen durch TM werden in messbaren Veränderungen sowohl während als auch nach der Meditation resultieren.

2. Durch diese systematische Transzendenzerfahrung wird TM rascher als andere Formen der Relaxation und Meditation, die nicht spezifisch auf die Herstellung der Transzendenzerfahrung ausgerichtet oder einfach weniger effektiv sind, Selbstverwirklichung („self-actualization“) herbeiführen.

3. Langzeitmeditierende werden recht fortgeschrittene Entwicklungsstadien zeigen, die für einen hohen Grad von Selbstverwirklichung charakteristisch sind.

4. In Subpopulationen, deren Entwicklung gehemmt oder beeinträchtigt wurde, werden Entwicklungsprozesse entfrostet („unfreeze“), wie durch reduzierte Psychopathologie und bessere psychologische Gesundheit nachgewiesen wurde.

Eine ausführliche statistische Meta-Analyse von 42 Längsschnittuntersuchungen über die Effekte der TM und anderer Formen der Meditation und Relaxation wird präsentiert. Die Effektgröße der Transzendentalen Meditation in Selbstverwirklichung (in Standardabweichungen) (ES d = .78) war annähernd dreimal so groß wie die anderer Meditationsarten (.26) und von Relaxation (.27), wenn Dauer der Intervention und Stärke des experimentellen Designs berücksichtigt wurden (p < .0002).

Die Faktorenanalyse der 12 Skalen des hierbei am meisten verwendeten Personal Orientation Inventory POI von Shostrom ergab drei unabhängige Faktoren: Affektive Reife („affective maturity“), integrative Sicht von Selbst und Welt („integrative perspective on self and world“) und elastisches, unverwüstliches Gespür für das Selbst („resilient sense of self“). Bei diesen drei Faktoren war der TM-Effekt dreimal so groß (p = .0001, .005 und .005). In den zwei wichtigsten POI-Skalen – Inner-Directedness und Time-Competence – verbesserten sich die TM-Probanden bei einem durchschnittlichen Interventionsintervall von 12 Wochen um 30 bzw. 22 Prozentpunkte verglichen mit der Norm. Die Größe dieser konstistenten differentiellen Effekte zeigt, dass diese Veränderungen nicht alleine auf stilisierter Relaxation, Erwartung oder anderen motivationalen Effekten beruhen und dass systematische Transzendenzerfahrung als Schlüsselfaktor zu diesen Resultaten beiträgt.

R. K. Wallace hatte mit seiner berühmt gewordenen Dissertation über die Transzendentale Meditation den Harvard-Mediziner Herbert Benson neugierig gemacht, der seine Forschungen begleitet hatte. Die Veröffentlichungen beider in der renommierten amerikanischen Zeitschrift „Science“ hatte eine Lawine von Untersuchungen losgetreten und wenige Jahre später erschien Benson mit der ersten imitativen Technik, die größere Bekanntheit erlangte, seiner „relaxation response“. Der Weg zur Lehrqualifikation durch die TM-Institutionen war aufwändig und nahm mehrere Jahre in Anspruch, und viele Forscher erlagen der Versuchung, ähnliche Techniken „auf die Schnelle“ zu generieren und die TM zu imitieren. Patricia Carrington erfand ihre „clinical standardized meditation“, Schwäbisch und Siems ihre von nicht sehr viel praktischer Meditationserfahrung zeugende „Selbstentfaltungsmeditation“, die die TM bis hin zur Stresslösungstheorie („Entstressen“) imitierte, aber bei praktischen Versuchen die Aspiranten nur abschreckte und mangels Effekten enttäuschte (persönliche Mitteilungen Praktizierender; es liegen keine weiteren Studien zur Wirksamkeit von Schwäbisch-Siems vor). Kabat-Zinn entwickelte in den frühen achtzigern seine „mindfulness-meditation“ mit bislang rund 20 Veröffentlichungen zur Anwendung dieser Technik in der Klinik, vor allem in der Schmerzreduktion. Diese Techniken kamen dem Original mehr oder minder nahe, erreichen es aber hinsichtlich der Effektivität nicht, wie die Meta-Analysen zeigen, in denen auch die mindfulness-meditation vertreten war. Immerhin stand der zunächst wenig angezweifelte hoffnungsvolle und subjektive Wunschgedanke der westlichen Forscher im Raum, „letzten Endes seien alle Relaxationsverfahren im großen und Ganzen gleich effektiv“ (Benson, 1976).

In einer Veröffentlichung von 1998 treten Orme-Johnson und Walton sowohl mit klinischen Vergleichen als auch einer weiteren Meta-Analyse dieser Meinung entgegen. Ihre meta-analytische Übersicht von 597 Studien über Relaxationsforschung ergab: Das Programm der Transzendentalen Meditation zeigte sich Progressiver Relaxation, Mindfulness Meditation (Achtsamkeitsmeditation, Vipassana), der BENSON-Technik, dem Biofeedback, der ZEN-Meditation, Selbsthypnose und anderen Formen der Meditation und Relaxationsprogrammen überlegen. Ihr Artikel, der Mai/Juni 1998 im American Journal of Health Promotion veröffentlicht wurde, zeigte, dass die Technik der Transzendentalen Meditation allen anderen Formen der Meditation und Relaxation in den Bereichen der Angstreduktion, der Senkung überhöhten Blutdrucks, der physiologischen Entspannung, der Selbstverwirklichung , der Verbesserung psychologischer Indizes, und der Verringerung von Zigaretten-, Alkohol- und Drogenabusus deutlich überlegen ist. Der Artikel resultiert aus einer Berücksichtigung von insgesamt 597 Arbeiten mit ungefähr rund 20.000 Versuchspersonen. (Orme-Johnson und Walton, 1998).

© 2023 Anke Beumann